Wirkungen der Achtsamkeits-Meditation:
Die Praxis der Achtsamkeitsmeditation hilft uns, unsere Bewertungsreflexe auf Unangenehmes in der einen Situation und auf Angenehmes in der anderen Situation zu erkennen. Unangenehmem begegnen wir – meist unbewusst – mit Ablehnung, Angst, Verzweiflung, Selbstvorwürfen oder auch mit Ignoranz. Angenehmes möchten wir behalten und fürchten doch seinen Verlust. Diese Angewohnheit unseres Geistes, ja unserer gesamten Existenz, nämlich nach Angenehmen sehnsüchtig zu verlangen und Unangenehmes zu verurteilen, lässt uns Menschen leiden.
Und ein Weiteres lässt uns leiden und hält uns im Leiden gefangen. Es ist dies die Selbsttäuschung, die Verblendung, die Unwissenheit, ja das Nicht-Wissen-Wollen dessen, was ist und wie es ist. Wie oft haben wir uns schon in uns oder in Anderen getäuscht, nur weil wir es nicht wahrhaben wollten? Auch für die Umwandung unseres Nichtwissens in Wissen trägt diese Meditationsform wirkungsvoll bei. Da wir uns in den Meditationssitzungen auf dasjenige mit unserer Achtsamkeit orientieren, was tatsächlich gerade ist und nicht auf das, was sein oder nicht sein sollte, zeigt sich uns unsere Existenz so wie sie ist.
So finden nicht selten Aha-Erlebnisse, Erkenntnisse während der Meditation statt, die sich in unserem konditionierten Alltagsbewusstsein so nie gezeigt hätten (und das wohlgemerkt, obwohl wir bestimmte Erkenntnisse während der Meditation ja überhaupt nicht anstreben!).
Und schließlich erkennen wir auch in dieser Meditationsform im Laufe unserer Praxis immer deutlicher das Wesen unserer Existenz und der Welt als Ganzes: dass sich alles immerfort verändert.
Diese nicht nur gedachte, sondern über die Meditationspraxis tief erfahrene Wahrheit lässt uns gelassener werden, denn wir wissen: Übles vergeht in jedem Fall und Angenehmes lohnt sich nicht festzuhalten. Dieses in uns verwurzelte Wissen um die Vergänglichkeit lässt uns auch in Stress-Situationen leichter innehalten und bewahrt uns vor reflexartigen Flucht- oder Kampf-Reaktionen. Wir können leichter innehalten, da wir bereits so oft in Meditationen erfahren haben, wie schnell unser Organismus mit Adrenalin geflutet wird und wir dabei übererregt sind. Aber auch wissen wir, wie schnell Adrenalin wieder abgebaut wird und das Erregungspotential wieder sinkt und wir wieder klar und frei entscheidungsfähig sind.
Nach einiger Zeit regelmäßiger Praxis eröffnet sich eine weitere Wahrheit unserer Existenz, dass nämlich die Welt keine Festigkeit hat, dass sie substanzlos ist. Dasjenige, was wir (während der Meditation und im Alltag) wahrnehmen, sind keine Dinge oder in sich festgefügte Objekte. Vielmehr sind auch diese, wie wir selbst, pure Energie in Veränderung. Eine Energie, die, nimmt man sie als solche wahr, keinesfalls kalt ist, sondern mit unseren Energiemustern der wissenden Liebe und Dankbarkeit angereichert werden können. Dies sind die glücklichen Momente, realistisch und wahrhaftig.
Zu guter Letzt entfaltet auf längere Sicht diese Meditationsform eine letzte Erkenntnis – vielleicht auch als unbeantwortete Frage: Wer oder was ist das eigentlich, das ein Geräusch wahrnimmt, einen Schmerz spürt oder die Bewegung ein- und ausströmender Atemluft? Wenn sich alles ohne Unterlass verändert, wenn wir und die Welt substanzlos, ohne Festigkeit sind, wer oder was bin dann ICH? Und muss ich MICH so wichtig nehmen oder sollte ich nicht öfters mal über mich und die Welt herzlich lachen?